Hier war es sehr ruhig, die letzten Tage. Das lag daran, dass sich der Reihe nach alle bei Pipilotta angesteckt haben (nur der Mann nicht, zum Glück) inklusive mir. Mich hat es letzte Woche am schlimmsten erwischt. Wo ich eh schon seit Monaten von Übelkeit geplagt bin, hat es mich letzte Woche mit einem Magen-Darm Infekt der Hölle fast aus den Latschen gehoben.
Ein Mal kam der Arzt, ein Mal fuhr mich der Mann ins Krankenhaus und ein Mal bekam ich noch eine Infusion beim Deutschen Arzt an der Botschaft. Am Freitag gab es dann endlich einen Termin beim Gastroenterologen, den ich schon lange besuchen wollte. Er nahm mich ernst, hörte zu, stellte Fragen und forderte alle möglichen Tests an, um der Übelkeit auf den Grund zu gehen. (Ohne die Nannys, meine Mutter und den Mann hätte ich diese Woche nicht überlebt. DANKE nochmal an dieser Stelle!)
Die Krise
Diese unsägliche Übelkeit, das daraus restultierende Gefühl der Hilflosigkeit hier (vor allem gegenüber den Ärzten, bei denen ich immer noch nicht sicher selbst einen Termin ausmachen kann!) und meine körperliche Schwäche ließen mich zusammenbrechen. Ich lag im Bett und weinte, weil ich nicht mehr weiter wusste und weil ich nach Hause wollte. Ich wollte in Deutschland sein, wo ich mich auskenne, wo ich mich verständlich machen kann und selbst für mich sorgen. Die Hilflosigkeit, die Abhängigkeit, machten mich wahnsinnig. Ich fragte mich, was zur Hölle ich eigentlich hier tue. Mein Wunsch war es nie, ins Ausland zu gehen. Ich bekam die Wut auf den Mann.
Und schließlich vereinbarte ich einen Termin bei einem Life-Coach, weil mir klar wurde: so geht es ganz sicher nicht weiter.
Das Verlassen der Comfort Zone
Diese Woche hatte ich meinen ersten Termin mit ihr und es war wunderbar, einfach mal alles rauszulassen. Rauslassen zu dürfen. Hineinzuspüren, was eigentlich in mir vorgeht. Was ich eigentlich gerne hätte.
Eines der Dinge die mir klar wurden, war: Ich will überhaupt nicht nach Deutschland zurück. Ich will hier, bei meiner Familie, sein. In Deutschland wäre alles dasselbe, nur hätte ich da die Chance, einfach weiter zu wurschteln, ohne darüber nachdenken zu müssen, was ich eigentlich will vom Leben.
Meine Comfort Zone (Wikipedia beschreibt sie so) habe ich schon verlassen, als wir planten ins Ausland zu gehen. Als wir tatsächlich gingen, rutschte sie bis ins Unsichtbare. Und jetzt, da ich sie eh schon längst verlassen habe, ist der Punkt erreicht, mein Leben mal genau anzuschauen und auch die Punkte zu verändern, die vielleicht weh tun.
Jetzt ist die Zeit, mein Leben in die Hand zu nehmen. Etwas zu entdecken und zu tun, was mir wichtig ist, was ich mitnehmen kann, überall hin. Nicht mehr zu jammern und mich auf dem Gewohnten auszuruhen, sondern zu handeln.
Wann hat man schon die Chance, sich selbst neu zu erfinden? Auf wenig äußerliche Umstände angewiesen zu sein und einfach neu machen?
Damit fange ich jetzt an. Und wann verlässt du deine Comfort Zone?
Marina says
Toller, ehrlicher Beitrag der zum nachdenken anregt. Danke dafür 😘
BeWild says
Vielen Dank dir!
Lara says
Oh ja, krank in der (neuen) Ferne ist immer erstmal ein Schock.
Ich bin teilweise eher so, dass ich das Risiko meide. Aber manchmal denke ich über gewisse Erfahrungen im Leben, “was einen nicht umbringt, das härtet einen an.” Und irgendwie stimmt es, so wird einiges im Leben leichter. Deshalb, kannst du auch sagen, dass du abgehärtet aus der Situation raus gegangen bist. 😉
LG, Lara
BeWild says
Ja, das Risiko werde ich jetzt überwinden :). Danke dir und liebe Grüße nach Finnland
Beatrice says
Ja, das eigene Leben wieder zu leben ohne komplett im Mama-Dasein verloren zu gehen ist wichtig.
Krisen sind am Ende immer gut, weil sie einem etwas zeigen und man dann etwas verändern kann.
Ich wünsche dir Spaß auf diesem Weg. Es wird gelingen. 🙂
BeWild says
Danke dir, meine Liebe! Genau so ist es.
Alex says
Oh weh! Geht es dir denn nun besser und du weißt den Grund für deine Übelkeit?
Ich hab mal gehört, dass Leben beginnt außerhalb der Comfort Zone …
Bin gespannt zu lesen wie deins weitergeht 😉
Alles Liebe!
BeWild says
Danke Liebes!
Nein, ich weiß den Grund leider noch nicht. Momentan lebe ich mit vielen Medikamenten dagegen und ich hoffe, dass das bald ein Ende hat.
Natalia says
Ich finde deinen Schritt großartig! Ich würde mich auch gern finden und neu erfinden.
LG
Natalia
BeWild says
Danke dir! Ja, die Chance muss man nutzen, die gibt es nicht zu oft…
Nicole says
Wunderbarer Beitrag. Bin in der selben Situation minus Ausland. Bin gespannt, was du über dich rausfindest! Viel Erfolg!
BeWild says
Danke dir sehr! Dir alles Liebe!
Karen says
WOW!! JAAAAA!!! Seht gut! Ich liebe diesen Beitrag, meine Liebste Seelenschwester!! Ich bin wahnsinnig neugierig was du für dich entdeckst und ich bin dankbar, dass ich dich dabei auch auf viele km die uns trennen immer begleiten darf!! Tschagga!!! DU ROCKST!!!!!
Ich lieb dich!!
BeWild says
Und ich lieb dich, Beste!
Beigitte says
Das spricht mir so aus der Seele! Ich kenne die beschriebenen Gefühle so gut! Und auch ich habe mir hier in der Fremde nun eine Beschäftigung gesucht, die. die mich zwingt, noch mehr aus meiner Confort Zone heraus zu kommen